FALLSCHIRMSEIDE
Deborah Jeromin erzählt die Geschichte der Fallschirmseide - von der NS-Seidenraupenzucht in
Gartenvereinen über die Luftlandeschlacht auf Kreta bis hin zur dortigen Wiederverwendung
der Fallschirme als Taschentücher und Kleider. Ende der 1930er Jahre wurde in einem
Leipziger Kleingartenverein Maulbeeren angepflanzt, um Seidenraupen für die Produktion von
Fallschirmen zu züchten, da Maulbeerblätter das einzige Futter der Seidenraupen sind. Ein
2014 gefundener Ordner mit der Aufschrift “Seidenraupenzuchtschuppen” offenbarte die Zucht
und deren
akribische Organisation. Der heute gut erhaltene Seidenraupenzuchtschuppen und auch die
gepflegten Maulbeerhecken sind die Überreste der Rüstungsproduktion in den kleinen Bereichen
des Alltags.
Vom "Reichsluftfahrtministerium" finanziert und propagiert, wurde die Seidenraupenzucht
eingeführt um autark von Seiden-Importen zu werden. Die "deutsche" Zucht wurde jedoch nie so
effektiv, dass annähernd genügend Seide produziert werden konnte. Am 20. Mai 1941 begann der
Überfall der deutschen Wehrmacht auf Kreta. Der Einsatz von ca. 10 000 Fallschirmjägern war
der Anfang der deutschen Terror-Herrschaft auf der Insel. Bis Ende 1944 folgten
Massen-Exekutionen und das Niederbrennen von vielen Dörfern.
Auf den Suche nach dem Verbleib der Fallschirmstoffe und den Erinnerungen an sie interviewte
ich kretische Frauen, die Taschentücher und Kleider aus den Fallschirm-Stoffen herstellten
und sich über die textile Handarbeit an den alltäglichen Terror der deutschen Wehrmacht
erinnerten.
Englisch
Deborah Jeromin tells the history of parachutesilk – from the nationalsocialist silkworm
breeding in garden allotments to the battle of Crete and the recycling of the parachutes as
handkerchiefs and dresses.
In the end of the 1930ies mulberries were planted in a garden allotment in Leipzig in order
to provide the only fodder for the silkworms – mulberry leaves. The breeding was exclusively
meant for the fabrication of parachutes.
In 2014 I found a folder in the allotment, that revealed the acribic organisation of the
sericulture. The silkworm shed as well as the mulberry plants were still existent and prove
how war production took place in the small areas of everydaylife. The Reichs airforce wanted
to become independent from silk imports and so they had organized the breeding in Germany.
It never became efficient enough though to become relevant for the production of the
parachutes, that required around 50 qm of fabric each. In May 20th 1941 the Battle of Crete began and the German airforce was attacking Crete. The
German terror on the Island started with 10.000 paratroopers. Until the end of 1944 mass
executions took place and many villages were burned down.
Searching for the later use of the parachutes and the memories connected to the fabric, I
interviewed Cretan Women, who made handkerchiefs and dresses from the parachutes and who
remembered through memorizing the textile the terror in everydaylife of the German
Wehrmacht.
FILM
Verwundene Fäden Μπερδεμένες κλωστές
Der Film Verwundene Fäden - behandelt den Weg der Seide für Fallschirme – von der NS-Seidenraupenzucht als Propaganda-Programm über die Luftlandeschlacht auf Kreta 1941 bis hin zur dortigen Wiederverwendung der Fallschirme als Taschentücher und Kleider. Zur Filmseite ->
BUCH
Fallschirmseide μετάξυ αλεξιπτώτων
Dieser Essay nimmt Fäden aus der Vergangenheit auf, um sie in der Gegenwart miteinander zu verknüpfen: Er beginnt mit Seidenraupen in einem Leipziger Kleingartenverein, die für die NS-Rüstungswirtschaft gezüchtet wurden, um daraus Fallschirmseide zu gewinnen. Infos zum Buch ->